Schnell, schneller - am Ende

Amaryllis KLManfred Molicki plädiert für neue Zeitkultur beim Umgang mit Kindern
In einer Zeit, in der das rasante Tempo der technischen Entwicklung kaum zu stoppen ist, kommt der Entschleunigung eine immer größere Bedeutung zu. „Wir müssen ent-lernen, d. h. verlernen, was uns schadet“, so der Tenor des Vortrags zur Zeitkultur, den Buchautor und Rektor ( a. D.) Manfred Molicki am Montag, 27. April in der Aula der Franziska-Hager-Grundschule hielt. Der Gründer der internationalen Gesellschaft für Zeitkultur zeigte anschaulich und mit viel Wortwitz auf, in welcher Zeitfalle wir sitzen. Wir alle liefen im Hamsterrad und schauten auf die Uhr statt auf den Mensch. Der immer größere Leistungsdruck, den schon die Kleinsten spürten, führe zu Stress und schließlich zum Zeitinfarkt, bei dem das Herz den Rhythmus verliere. Viele unserer Alltagsprobleme wie Lebensmittel- und Tierhaltungsskandale entstünden aus einem falsch verstandenen Zeitmanagement. Alles müsse schneller und effizienter gehen. Doch Qualität wie auch Bildung benötigten Zeit. Man müsse den Begriff Zeit umdefinieren und ihn nicht als  ...
etwas verstehen, das man „verlieren, stehlen, totschlagen und sparen könne“. Unter Zeitkultur verstehe er den kultivierten Umgang mit der Zeit. Er hinterfragte, ob die eingesparte Zeit durch Fastfood, Tiefkühlware und dem Einsatz der Mikrowelle wirklich einen Zeitgewinn für die Menschen darstelle. Ein Perspektivenwechsel sei nötig, bei dem der Freizeitstress dem Zeitwohlstand geopfert
werde, denn sonst sei die Zeit zwar ausgefüllt, aber nicht erfüllt. Und dies müssten schon die Kleinen lernen. Sie sollten wieder Müßiggang erleben dürfen, denn nur so könnten sich eigene Gedanken und Ideen entwickeln. Um in Ruhe und nachhaltig lernen zu können, benötige es Zeit. „Gebt ihnen die Zeit zu experimentieren und aus ihren Fehlern zu lernen“, appellierte er an die Zuhörer sowie die Lehrerschaft. Man könne Wissen nicht eintrichtern. Lehrer sollten sich als eine Art Gärtner verstehen, „die zarte Pflänzchen mit allem versorgen, was sie zum Wachsen brauchen“. Und auch sich selbst müssten sie Zeit geben, bspw. für echte Pausen. Den Eltern empfahl er, statt auf Erziehung auf Beziehung zu setzen – eine Vorbildfunktion sei dazu der beste Weg. Und ganz im Sinne des Philosophen Alexander Pope, der sagte, „Manche Menschen werden nie etwas lernen, weil sie alles zu schnell begreifen“, äußerten Schüler zu Beginn des Abends bei einem kleinen einstudierten Auftritt den Wunsch: „Nur nicht trödeln, immer nur schnell – doch wir wollen wieder mal träumen und auch Langeweile spüren – schnell gehört verboten.“

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